Wer sich mit Porzellan beschäftigt weiß, dass dieser Werkstoff unterschiedliche weiße Farbnuancen besitzt, die besonders bei restauratorischen Maßnahmen, wie der notwendigen Ergänzung von Fehlstellen, zum Problem werden können. Während in der Vergangenheit versucht wurde, eine Lösung mit Farbretuschen zu erzielen, die oft nicht befriedigen konnten, weil die Retusche zu stark auf Originalbereiche ausgedehnt werden mußte und die optische Wirkung der Glasur nicht ausreichend imitiert werden konnte, stehen heute Rezepturen zur Imitation von Porzellan zur Verfügung.
Bereits Anfang der 90er Jahre hatte unser Leiter der Anwendungstechnik weiße, farbnuancierte Ergänzungsmassen auf der Bindemittelbasis Epoxidharz hergestellt und in den folgenden Jahren weiter entwickelt. Auf dieser Grundlage stehen heute auch Rezepturen zur Herstellung solcher modellierfähigen Ergänzungsmassen auf der Basis von Hxtal NYL-1 zu Verfügung
Der Zeitaufwand für die Herstellung einer Mischung beträgt für einen geübten Restaurator ca. 15 bis 20 Minuten. Eine Mischung ist für die Ergänzung von ca. 7 cm3 ausreichend.
Am Beispiel der Ergänzungsmasse "B2x", die den optischen Eigenschaften von Porzellanen mit hohem Weißgrad entspricht, soll an dieser Stelle eine allgemeingültige Beschreibung zur Herstellung von Mischungen aus unserer Rezepturtabelle gegeben werden:
Feinwaage
Porzellanschalen
Acetonbeständiges Spachtelset
Lösemittelspender mit Aceton
Aquarel- / Retuschepinsel
Zellstoff
Hxtal NYL-1-Mischung
Stabilisator (Titanwiß)
Farbmittel Blau
a) Abwiegen von 8,329g Silikat in einer Porzellanschale (Größe 8cm)
b) In einer zweiten Porzellanschale gleicher Größe werden die übrigen Komponenten abgewogen, ohne diese miteinander zu vermischen - 0,176g Stabilisator; 0,005g Farbmittel Blau.
c) Die Komponenten in der Übersicht
d) Auf das Farbmittel Blau in der Schale von (b) werden nun 2,6g Gemisch Hxtal NYL-1 gegeben - eventuell zuviel zugegebenes Epoxidharz kann vorsichtig mit einem Streichholzstiel abgenommen werden.
Mit dem Schrägspachtel aus dem Spachtelset wird zuerst das Farbmittel Blau gleichmäßig unter das Epoxidharz gemischt. Danach wird der Stabilisator zugemischt und anschließend das Silikat. Jede Komponente sollte erst gut vermischt sein, bevor die nächste zugemischt wird. Der Mischvorgang sollte vorsichtig durchgeführt werden, ohne Betandteile aus der Schale zu verlieren. Nach der Zugabe des Silikates wird die Mischung zuerst etwas trocken, krümelig sein.
Bald bildet sich jedoch eine geschmeidige, modellierfähige, bildsame Masse, die unter Zuhilfenahme von einem Modellierinstrument zur Ergänzung von Fehlbereichen an Porzellan oder auch weißem Steinzeug genutzt werden kann. Die Masse lässt sich mit einem acetonbefeuchteten Modellierinstrument und einem in Aceton getränkten Aquarell- oder Retuschepinsel gut glätten und formen.
Um die optische Qualität der auf der Grundlage unserer Rezepturen hergestellten Ergänzungsmassen mit dem zu bearbeitenden Porzellanobjekt vergleichen zu können, ist es notwendig, nach und nach von jeder Mischung zwei Probeplättchen (Analogmuster) herzustellen. Beide Plättchen werden plan geschliffen. Das eine bleibt unglasiert und dient als Vergleichsmuster für Bisquit-Porzellan, während das andere Z.B. mit einer Hxtal NYL-1-Glasur überzogen wird und als Vergleichsmuster für glasiertes Porzellan genutzt wird.
Der zeitliche Aufwand zur Herstellung dieser Analogmuster von etwa einem Tag ist eine Investition in eine zukünftige effektive Arbeit, die sich in jeder Hinsicht lohnt.
Der Vergleich kann sowohl visuell als auch mit einem Weißgrad- oder Farbmessgerät zwischen der Porzellanoberfläche und den Analogmustern erfolgen.
Die Rezepturen decken die wichtigsten Weißfarbnuancen von Porzellan ab und lassen sich einfach modifizieren. Die gebräuchlichsten Masserezepturen sind die der Gruppen B - Blau-Weiß und C - Grün-Weiß.
Da die farbabstufungen sehr fein sind, ist eine bildliche Onlinedarstellung nicht sinvoll, da die Unterschiede am Monitor bzw. auf Fotos nicht deutlich werden.
Die ausgehärteten Massen sind, wie Porzellan, durchscheinend und eignen sich damit auch zur Restaurierung von Litophanien bzw. zur Herstellung entsprechender Imitate. Verarbeitung
Die Ergänzungsmassen lassen sich direkt am Objekt verarbeiten; Fehlstellen können mit Wachs hinterlegt und mit Masse aufgefüllt werden. Auch lassen sich Silikonabdruckformen sehr gut unter Verwendung von Aceton als Gleitmittel füllen. Die so hergestellten "Ersatzteile" können nach der Aushärtung, Überarbeitung und Anpassung mit der gleichen Ergänzungsmasse am Objekt "angeklebt" werden.
Verdünnt man die Ergänzungsmasse mit Aceton bis man einen dickflüssigen "Schlicker" erhält, kann man mit einem Aquarell- oder Retuschepinsel feine Reliefs auf ergänzten Bereichen anbringen.
Eine Mischung hat etwa ein Volumen von 7 cm3.
Die ausgehärteten Massen lassen sich schleifen, fräsen und mit dem Skalpell unter Zugabe von Aceton beschaben.
Sowohl Aquarell- als auch Acrylfarben auf Wasserbasis können zur Retusche eingesetzt werden. Durch den Auftrag von Kunstharzglasuren auf der Basis von Hxtal NYL-1 oder Polyuretan- bzw. Acrylharz-Systemen kann die Glasurtiefenwirkung von Porzellan imitiert werden, da die Kunstharzglasuren teilweise in die ausgehärtete, bearbeitete Oberfläche der Ergänzung eindringen und die für Porzellan typische "Zwischenschicht" an der "Scherbenoberfläche" nachbilden.
Die Masse wird in durchsichtige Frischhaltefolie gewickelt und in einer leeren, entsprechend beschrifteten (Datum / Massebezeichnung) kleinen PP-Dose im Tiefkühlschrank (bei ca. -22°C) gelagert - bis zu ca. 2 Wochen - und kann bei Bedarf nach Erwärmung auf Raumtemperatur wieder verwendet werden. Ein mehrfaches Einfrieren stellt kein Problem dar.
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